Syntropische Landwirtschaft: Boden vor Degradierung schützen

Hast Du schon von syntropischer Landwirtschaft gehört? Lerne dieses (gar nicht so neue!) Konzept der Agroforstwirtschaft kennen, welches zu mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft führt!

Autor:innen: Flávia Diniz und Wandro Cruz

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Syntropische Landwirtschaft ist die Bezeichnung für ein agroforstliches Anbausystem (AAS), das auf dem Konzept der Syntropie basiert, das sich durch Organisation, Integration, Gleichgewicht und Erhaltung der Energie in der Umwelt auszeichnet. (1) Dieser landwirtschaftliche Aspekt ist von der natürlichen Dynamik von Ökosystemen inspiriert, die nicht unter menschlichen Eingriffen gelitten haben, und soll eine nachhaltigere Bewirtschaftung ermöglichen.

Das Konzept wurde von Ernst Götsch, einem 1948 in Raperwilsen geborenen Schweizer Landwirt und Forscher, erdacht und verbreitet. Während er an der Institution in Zürich-Reckenholz an der Forschung zu genetischer Verbesserung arbeitete, begann er sich zu fragen, ob es nicht sinnvoller wäre, auf die Verbesserung der Lebensbedingungen der Pflanzen zu setzen, anstatt sie genetisch so zu verändern, dass sie den Mangel an Nährstoffen und die richtigen klimatischen Bedingungen, denen sie in Monokulturen ausgesetzt sind, überleben. So begann er, seine Studien auf die Entwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft auszurichten.

Im Jahr 1982 kam Götsch nach Brasilien. Zwei Jahre später erwarb er die Farm “Fugidos da Terra Seca” in Piraí do Norte im Bundesstaat Bahia, die heute aufgrund der vielen Quellen, die dank der durchgeführten syntropischen Arbeiten wiederhergestellt wurden, als Fazenda Olhos D’água bekannt ist. (2, 3)

Wie werden Pflanzen im AAS-Modell angebaut?

In diesem AAS-Modell werden die Pflanzen zusammen kultiviert, wobei Arten unterschiedlicher Größe und Eigenschaften, auch Konsortien genannt, miteinander vermischt und in parallelen Reihen angeordnet werden, mit dem Ziel der maximalen Ausnutzung des Bodens. Diese Technik berücksichtigt den Erhalt und die Wiederansiedlung heimischer Arten. Neben den Forschungen von Ernst Götsch bestätigen auch andere wissenschaftliche Studien, dass die Zykluszeit von Konsortien ein wesentlicher Faktor für das gute Funktionieren des AAS ist. (4)

Die allgemeine Idee ist es, den Prozess der natürlichen Sukzession zu beschleunigen, in dem es möglich ist, eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Ernte innerhalb von 30 Tagen zu haben. Dies ist möglich durch selektives Jäten, durch das Entfernen von kleinen einheimischen Pionierpflanzen und das Beschneiden von Bäumen und Sträuchern, um sie anschließend auf dem Ackerboden zu verteilen. Diese Technik wird als Mulch bezeichnet und sorgt für eine bessere Verfügbarkeit von Nährstoffen für den Boden. Die von den Pflanzen entfernten Teile, die nicht handelbar sind, kehren in den Boden zurück, um ihn zu düngen, und wirken wie eine natürliche NPK-Injektion. Daher ist es für die richtige Entwicklung der Vegetation wichtig, die Schnittwerkzeuge zu kennen und richtig einzusetzen. (5, 6)

Es ist wichtig zu beachten, dass im AAS der Einsatz von chemischen Bekämpfungsmitteln wie Insektiziden und Herbiziden sowie der kontinuierliche Einsatz von chemischen oder sogar organischen Düngemitteln, die nicht aus der Anbaufläche selbst stammen, nicht praktiziert wird. Die Insekten und Lebewesen, die die syntropen Flächen bevölkern, werden nicht als Schädlinge angesehen, sondern als Marker für Mängel innerhalb des Systems, die der/dem Landwirt*in helfen, die Bedürfnisse oder Misserfolge der Kultur zu verstehen. (7)

Die Vorteile und Schwierigkeiten bei der Umsetzung der AAS

Das AAS ermöglicht die Wiederherstellung von Böden, dessen Qualität sich in kurzer Zeit verschlechtert haben, und verwandeln sie in hochproduktive Systeme, so dass es bei den Pflanzzyklen zu einer Anreicherung des Bodens durch die Verfügbarkeit von organischem Material kommt, das von den Ernten, dem Schnitt und dem natürlichen Fall von Blättern, Blüten und Zweigen übrig bleibt. Ganz im Gegensatz zur Monokultur (traditioneller Anbau), bei der der Boden durch den Pflanz- und Erntezyklus degradiert und seine Nährstoffe verliert. (8)

Eine der Hauptschwierigkeiten bei der Umsetzung von Agroforstsystemen ist der Widerstand der Produzent*innen und Techniker*innen gegen die Übernahme neuer Technologien, die in der Region weder praktiziert noch in großem Umfang verbreitet werden, sei es in Schulen und Hochschulen, in landwirtschaftlichen Geschäften oder in Fernsehsendungen über ländliche Technologien.

Erfahrungen miteinander teilen…

Wandro Cruz, Landagrartechniker von “Ruraltins” und Partner von Meli Bees, erzählt uns von seinen Perspektiven und Erfahrungen mit den AASs: “Hier in Araguaína im Bundesstaat Tocantins war es sehr erfreulich, die Umsetzung der AASs mit den Familienbetrieben zu erleben, denn jedes Mal, wenn ich auf diese Höfe zurückkehre, hat das AAS etwas Neues zu bieten, so als wäre es ein Dankeschön dafür, dass ich dieses System an diesen Ort gebracht habe, die Vielfalt der Lebensmittel und anderer Produkte, der Schutz der domestizierten Tiere, die Anwesenheit von Wildtieren, die dort vorher nicht häufig zu sehen waren, die erhöhte Fruchtbarkeit des Bodens und vor allem die Anerkennung der Produzent*innen, die die Umsetzung der AASs auf ihren Höfen als ein wirklich lebensfähiges Produktionssystem zugelassen haben.”

Neben dem Respekt für die Umwelt als Ganzes (Flora, Fauna und Gemeinschaft), der Sicherstellung der Ernährungssouveränität für die Menschen sowie der Betrachtung unter dem Gesichtspunkt der Effizienz und Qualität in der Produktion, kann das AAS eine gute Art der Selbstkontrolle gegen invasive Arten (die traditionell als Feinde angesehen werden) erreichen und eine hohe Produktvielfalt bei moderaten bis relativ geringen Investitionskosten (praktisch einmal pro Jahr im Boden) bieten, da die Fläche nicht jedes Jahr neu bepflanzt werden muss. Eingriffe in das System erfordern einen geringeren Einsatz von Arbeitskräften, da die Hauptaufgaben in der Anbaufläche diese sind: Ernten, Beschneiden und Durchforstung.

Referenzen:

  1. MONTE, André Luiz Zanela. Sintropia em agroecossistemas: subsídios para uma análise bioeconômica. 2013. 121 f., il. Dissertação (Mestrado Profissional em Desenvolvimento Sustentável)—Universidade de Brasília, Brasília, 2013.
  2. http://agendagotsch.com/
  3.  Reportagem exibida pelo programa Globo Rural, “Conheça a agricultura sintrópica”, em Agosto, 2017.
  4. PENEIREIRO, Fabiana Mongeli. Sistemas agroflorestais dirigidos pela sucessão natural: Um estudo de caso. Dissertação (Mestrado em Ciências Florestais) para a Escola Superior de Agricultura “Luiz de Queiroz”/ Universidade de São Paulo. Piracicaba, 1999.
  5. GÖTSCH, E. Homem e Natureza: Cultura na Agricultura. Recife: Centro Sabiá, 1995.
  6. VAZ DA SILVA, Patricia Pereira. Sistemas agroflorestais para recuperação de matas ciliares em Piracicaba, SP. 2002. Dissertação (Mestrado em Ciências Florestais) – Escola Superior de Agricultura Luiz de Queiroz, Universidade de São Paulo, Piracicaba, 2002. doi:10.11606/D.11.2002.tde-17092002-135029. Acesso em: 2017-08-17.
  7. Reportagem exibida pelo programa Globo Rural, “Conheça a agricultura sintrópica” – 2ª parte, em Agosto, 2017.
  8. IRINEU, Nádia Silvério Oliveira. Dimensões da agroecologia na produção e comercialização de agricultores familiares no Distrito Federal e Entorno. 2016. xi, 96 f., il. Dissertação (Mestrado em Meio Ambiente e Desenvolvimento Rural)—Universidade de Brasília, Brasília, 2016.

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