Jonas und die Bienen Teil II: Feuer, Erhaltung der Natur und die Wichtigkeit von Bienen in unseren Leben

Nachdem ich im ersten Teil meiner Geschichte mit Euch geteilt habe, wie ich dazu gekommen bin, Bienen zu halten, möchte ich Euch jetzt erzählen, warum die Bienen für unsere Gegend und unsere Leben so wichtig sind!

Autor: Jonas Guajajara, Bienenhalter

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Wie unser Zuhause, das Indigenengebiet Araribóia, in Flammen aufging

2015, das Jahr in dem wir den Kurs in Agroökologie beim IFMA absolvierten, war das gleiche Jahr in dem das IT (Indigenes Territorium) Araribóia in Flammen aufging. Das Feuer breitete sich aus und verbrannte alles, was sich ihm in den Weg stellte: die Häuser unserer Verwandten, Brachland, Tiere, alles. Die ganze Biodiversität der immensen Wälder. Das Feuer bedrohte die ganze Gegend und wir hatten große Sorgen um unsere isoliert lebenden Verwandten – die Awá-Guajá, die mitten im Regenwald auf dem Reservat leben, sind stärker auf den Wald angewiesen. Daher war es notwendig, die Behörden zu mobilisieren, also die Feuerwehrleute, den Waldbrandschutzdienst (Prevfogo), die Hüter des Waldes, und die Armee, um Hilfe bei der Brandbekämpfung zu leisten. Die Führungspersonen baten die Behörden um Hilfeleistung, die auch gewährt wurde.

“Die Awá-Guajá, die mitten im Regenwald auf dem Reservat leben, sind stärker auf den Wald angewiesen.”

Zu der Zeit wohnte ich im Indigenendorf Zutiua, wo ich mehr als ein Jahr verbrachte und wo ich alles sah, was in diesem sehr unglücklichen Jahr passierte. Die Feuerwehr, wie auch alle bei der Brandbekämpfung beteiligten Personen, haben enorme Anstrengungen geleistet.
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Die Folgen des Feuers und meine Entscheidung, bei der Bekämpfung mit zu helfen

Ich machte mir Gedanken darüber, welchen Beitrag ich leisten könnte sowie über die Folgen, die aus dem Feuer entstehen würden. Also fasste ich den Entschluss, meine Hilfe anzubieten, auch wenn ich selber dabei ganz unbedeutend bin. Ich wollte aber mithelfen, denn dieses Land ist mein Zuhause und es war dabei, in Flammen aufzugehen. Araribóia ist unser großes Haus, und ich konnte nicht bloß dastehen und zuschauen, wie es niederbrannte. Daher beschloss ich, mit den Feuerwehrleuten zusammen ‘rauszugehen; Menschen waren in Gefahr und das Allerbeste, was ich tun konnte war, mit ‘rauszugehen und mich an dem Kampf zu beteiligen, mit den Feuerwehrleuten zusammen ‘rausgehen und die Flammen zu löschen. Über 50% des Waldes im Reservat ging verloren, und dadurch haben wir einen riesigen Verlust erlitten, da das Reservat so reich an Biodiversität war. Die Hälfte davon wurde verbrannt, ein sehr trauriges Ereignis in der Geschichte Araribóias.

“Araribóia ist unser großes Haus, und ich konnte nicht bloß dastehen und zuschauen, wie es niederbrannte.”

Dieses Feuer kann möglicherweise durch illegalen Holzeinschlag verursacht worden sein; durch illegale Jäger, die häufig noch brennende Feuerstellen in ihren Zelten oder Hütten zurücklassen, die dann auf den Wald selber übergreifen; oder auch wegen fehlender Kenntnisse der Anweisungen für die sichere Verwendung von Feuer beim Abbrennen der Brachflächen (bzw. der Lichtungen um die Brachflächen).
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Die Erhaltung unserer Umwelt mithilfe der Haltung von Bienen

Unsere Verwandten hatten schon ein ähnliches Ereignis im Wald miterlebt, wo die Hütten aufgegeben werden musssten und es Brände durch illegale Jäger gab; passt das nicht gut in dieses Szenario hinein? Ja, tut es, und daher wollen wir dafür Sorge tragen, dass das was in der Vergangenheit passiert ist, sich nicht mehr wiederholt, wie bspw. der riesige Waldbrand im Reservat. All das gibt uns einen Grund, unsere Bienenzuchtarbeit in die Praxis umzusetzen und zu zeigen: es ist wichtig, Sorge zu tragen für das Wenige, was vom Wald übrigbleibt, es zu schützen. Die Hüter des Waldes machen ihre Arbeit, indem sie das Territorium überwachen und Schutzarbeiten ausführen, aber gleichzeitig werden sie dabei bedroht, weil sie Eindringlinge davon abhalten, ins Reservat hinein zu gelingen.

“Es ist wichtig, Sorge zu tragen für das Wenige, was vom Wald übrigbleibt, es zu schützen.”

Aufnahmen der Arbeit von Jonas, von Jonas Guajajara

Wir alle wissen, dass die Tiere, ob groß oder klein, nicht imstande sind, sich zu schützen, sie sind schutzlos. Aber wir Menschen können helfen, und dessen müssen wir uns bewusst sein, wir alle im Allgemeinen. Wir können helfen, indem wir mehr Aufmerksamkeit generieren, indem wir durch Vorträge und Referate usw. Beispiele zeigen. Indem wir denjenigen helfen, die Interesse haben, diese kleinen Bienen zu züchten; unsere Verwandten dürsten danach, herauszufinden, wie sie ihre Arbeit als Züchter weiterentwickeln können, zu lernen, wie sie damit umgehen können. Hier in Barreirinha (im indigenen Dorf) haben wir mit dieser Arbeit begonnen, aber wir müssen unsere Anstrengungen beim Züchten noch weiterentwickeln. Die Bienen selber stellen kein Problem dar, und trockenes Holz haben wir auch; also können wir all dieses gut einsetzen. Wir haben verschiedene Arten von Bienen, die wir in trockenen Baumstämmen finden, aber was uns fehlt ist das Material für das Zusammenstellen von richtig entworfenen Bienenstockkästen; in den Geschäften sind die Kästen sehr teuer. Aber mit unserer Arbeit machen wir Fortschritte.

“Aber wir Menschen können helfen, und dessen müssen wir uns bewusst sein, wir alle im Allgemeinen.”

Immer noch gibt es ausreichend Regenwald, und die Brände sind wenige gewesen, aber mit jedem Jahr, das vergeht, bewegt sich das Feuer an den Rändern der Straße MA-006 entlang, die durch das Reservat zieht, und dabei werden die Bäume am Straßenrand verbrannt. Die Öffnungen, die durch das Weghacken des Geästs durch die Holzfäller entstehen, machen es den Leuten leicht, in den Wald zu gelangen, und dann passiert halt das, was ich vorher gesagt habe, d.h. die Brände können durch die Menschen entfacht werden.

Unsere Verwandten, die die Flächen kultivieren, sind sich dessen bewusst, und nach dem großen Waldbrand müssen wir noch mehr zur Kenntnis nehmen, dass es wichtig ist, eine Lichtung um diese Flächen herum zu schaffen. In diesen Regionen ist diese Arbeit schon von dem Waldbrandschutzdienst begonnen worden. Jedoch ist das Reservat groß, und der Zugang zu weiteren indigenen Dörfern ist schwierig. Trotzdem leisten die Leute vom Schutzdienst weiterhin ausgezeichnete Arbeit, indem sie es den Benutzern der Brachflächen bewusst machen, dass es nötig sei, vorher eine Lichtung um die Fläche zu erzeugen, und zwar am Tag des Abbrennens, oder den Waldbrandschutzdienst und/oder die Hüter des Waldes rechtzeitig zu informieren und sie zu bitten, beim Abbrennen der Brachflächen mit zu helfen.
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Die gegensätzlichen Auswirkungen von Meliponikultur und nicht nachhaltigen Praktiken in Araribóia

Unsere Region ist immer noch eine relativ gut erhaltene Gegend, und wir haben einen See in der Umgebung, ca. 14 km von Barreirinha entfernt, der der größte See in Araribóia ist. Es gibt mehrere Geschichten über diesen See sowie über die Auenwälder, die dabei helfen, den See zu erhalten. Tiere wie Vögel, Fische usw. sowie die Früchte der Palmarten Bacaba, Buriti und Jugara.

Über Satellit: die grüne Fläche des Reservats und auf der anderen Seite die Plantage

Was uns Angst macht ist, dass dieser große See, der voll mit Leben ist, durch chemische Substanzen verseucht werden könnte. In der Nähe des Sees, nur ein oder zwei Kilometer entfernt, gibt es eine große Sojaplantage, die einigen Großunternehmen gehört. Diese Unternehmen streuen Gift, um Pflanzenschädlinge zu bekämpfen. Diese Giftstoffe könnten eine schädliche Wirkung auf die dort lebenden Tiere und bestäubenden Insekten haben, und sogar die Anwohner im nahegelegenen Dorf beschädigen.

Über Satellit: See und Dorf Lago Branco

“Was uns Angst macht ist, dass dieser große See, der voll mit Leben ist, durch chemische Substanzen verseucht werden könnte.”

Ich habe großes Vertrauen in die Tätigkeit der Stachellosen Bienenhaltung; ab dem Moment, in dem man anfängt, die Meliponini-Bienen zu züchten und mit ihnen zusammen zu leben, entsteht ein Wunsch, die degradierten Flächen wiederaufzuforsten, Setzlinge zu erzeugen, die Quellen wiederherzustellen, das alles für die Bienen und die Gemeinden zu tun, Früchte zu sammeln und in der Zukunft sogar das Fruchtfleisch zu verkaufen.

Diese Schätze haben wir noch in ganz Araribóia. Wir haben es nicht nötig, den Wald abzuholzen, um unsere Nahrungsmittel in großem Maßstab zu bekommen oder um uns darüber hinaus zu bereichern. Sollten wir sowas machen, würden wir einen Teil des Waldes wegnehmen, dessen Wiederherstellung sich als schwierig erweisen würde. Geld kann man innerhalb weniger Minuten verdienen, aber der Wald braucht viel Zeit, um seinen ursprünglichen Zustand wieder zu erlangen. Wir können viele Sachen auf einer kleinen Fläche erzeugen, und dabei nachhaltige Arbeit ausführen sowie Nahrungsmittel höherer Qualität erhalten, ohne chemische Substanzen zu verwenden.

Die Pläne für Araribóia sind viele. Was wir tun müssen ist es, sie von dem Papier weg zu lösen und sie in die Praxis umzusetzen.

“Geld kann man innerhalb weniger Minuten verdienen, aber der Wald braucht viel Zeit, um seinen ursprünglichen Zustand wieder zu erlangen.”
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Verschiedene Arten von Wissen miteinander verbinden, um durch Meliponikultur mehr zu erreichen

Die indigenen Jäger wissen sehr viel über Bienen, sie kennen die Namen von jeder Bienenart in den indigenen Sprachen, wie sich die Bienen verhalten und für was sie sich als nützlich erweisen. Diese Verwandten kennen sich mit ihren Bienen wirklich gut aus, aber wir müssen einen kleinen Anstoß geben, um ihnen zu helfen. Sie verfügen über Kenntnisse, die ich selber bis vor kurzem nicht hatte, aber allmählich entdecken wir Sachen miteinander. Wir tauschen uns gegenseitig über Kenntnisse aus, führen unsere beiden Kenntnisbereiche zusammen, damit wir gemeinsam unsere Ziele erreichen können. Wir helfen den Bienen, und sie bieten uns ihre Erzeugnisse an, wie z.B. Honig, Pollen, Propolis und vieles mehr! Wir haben genügend Bäume, die Blumen und Früchte darbieten. Wir können die Vorteile des Sammelns der Samen zum richtigen Zeitpunkt für jede Art nutzen, aus ihnen Setzlinge erzeugen und sie dort anpflanzen, wo diese Art von Pflanzen nicht mehr existiert. Die Bienen werden dafür sehr dankbar sein, und uns als Gegenleistung ihre Erzeugnisse geben.

“Wir tauschen uns gegenseitig über Kenntnisse aus, führen unsere beiden Kenntnisbereiche zusammen, damit wir gemeinsam unsere Ziele erreichen können.”
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Was Meliponikultur für mich bedeutet

Wir machen das, was die Bienen nicht können, und sie machen das, was wir nicht können (wir schützen die Bienen gegen Raubtiere, wir beobachten und korrigieren, wogegen sie unsere Bepflanzungen bestäuben sowie unsere Medikamente und Honig erzeugen).
Durch sie kommen wir zu unserer Nahrung, arbeiten wir zum Nutzen unserer Verwandten, und garantieren das Vorhandensein hochwertiger Lebensmittel auf unseren Tischen.

Wenn wir über Stachellose Bienenhaltung (Meliponikultur) reden, reden wir auch über:

  • Das Pflegen des Waldes
  • Das Erzeugen von Setzlingen
  • Wiederaufforstung
  • “Nein” sagen zu chemischen Produkten
  • Erzeugnisse, die von Bienen hergestellt werden
  • Marketing
  • Entwicklung
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Ich möchte dem gesamten Team von Meli meinen Dank aussprechen, für die wichtige Arbeit, die sie mit den Stachellosen Bienenzüchtern in drei Bundesstaaten leisten. Ferner bedanke ich mich bei allen Leuten, die mich unterstützen, zum Beispiel meinen Verwandten, die an diese Arbeit immer geglaubt haben und dies weiterhin tun.

“Ab dem Moment, in dem man anfängt, die Meliponini-Bienen zu züchten und mit ihnen zusammen zu leben, entsteht ein Wunsch, die degradierten Flächen wiederaufzuforsten […], das alles für die Bienen und die Gemeinden zu tun.”

3 Replies to “Jonas und die Bienen Teil II: Feuer, Erhaltung der Natur und die Wichtigkeit von Bienen in unseren Leben”

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